"Siebdrucke" von Christof Breidenich
Der Rakel surrt nach Jahren wieder über das feine Gewebe des Siebdruck-Rahmens, um die aufgetragene Farbe in das Trägermaterial zu drücken. Es ist entspannend Christof bei seiner Arbeit zu zusehen – mit voller Konzentration auf den Druck.
Christof und der Siebdruck
Es wird in mehreren Schichten gedruckt. Dafür ist der Siebdruck bekannt. Doch wie viel Kraft hinter jedem Druckvorgang steckt, haben wir nicht geahnt. Der Rakel wird dementsprechend gut beansprucht und es kommt uns fast schon vor, als würden wir Christof bei einem ausdauernden Work-Out zuschauen.
Dabei geht es Christof gar nicht um das Werk an sich. Ihn faszinieren die zuvor konstruierten Konzepte hinter seinen Werken. Arbeitsprozess und Ergebnis gelten nur der Umsetzung seines Konzepts, und sind damit zwar ein wichtiger Teil seiner Arbeit, bilden jedoch nicht den Kern des Schöpfungsprozesses. Den Wert, den Christof aus dem Siebdruck schöpft, liegt in der Überprüfung eines zuvor definierten Konzepts – der Grundlage seines Handelns.
Ein bisschen Nostalgie schwingt in diesen Siebdruck-Werken sicherlich auch mit. Gelernt hatte Christof dieses Handwerk in seiner Lehre als Schriftenmaler und Werbetechniker. Ja, dieses Handwerk gab es einmal … vor der Computer-Zeit, den damit einhergehenden vorgefertigten Typografie-Plots und Fertiglösungen. Seit einigen Jahren erlebt der Siebdruck wieder eine Renaissance: bei Hipstern, DIY-Crafts und vor allem in der T-Shirt Produktion. Das hat zur Folge, dass eine Menge an einfachen praktischen Werkzeugen, wasserlöslichen Farben und Online-Shops im Internet aufpoppten. Genau die richtige Zeit um zu investieren!
Konzept von Anfang bis Ende
Das Konzept hinter den Siebdrucken dreht sich rund um die Wahl der Farben und ihrer (Nicht-) Vermischung. Jedes seiner Werke druckt Christof mit derselben Farbmischung. Darum wird es auch nur 100 Stück geben. Danach müssten neue Farbtöpfe angebrochen werden. Das würde das Konzept in seiner Ausführung verfälschen und ist damit nicht in Christofs Sinne.
Rot, Grün, Blau, Gelb und Weiß sind die Farben, die Christof nacheinander in verschiedener Reihenfolge auf den Siebdruckkarton bringt. Die Edition beinhaltet drei Farbauftragsvarianten: opake Farbe (deckend), mit Transparentpaste gemischte Farbe (durchscheinend) und irisierende (beim Druck vermischte) Farben.
Die Zeit arbeitet mit
Es kann passieren, dass sich Farben das eine Mal vermischen und zum Beispiel ein Weiß alle anderen Farbschichten überdecken kann, dagegen ein dunkles Blau selbst gegen Gelb keine Chance hat. So entsteht Lebendigkeit mit jeder Farbschicht, ohne dass man vor dem Druck das Ergebnis kennt. Heraus kommt eine breite Auswahl an verschiedenen Motiven mit seriellem Charakter aber massiven Überraschungen.
Wir wünschen uns, dass das Surren des Rakels noch lange in Christofs Atelier zu hören ist.
Noch nicht genug von Christof und dem Thema Siebdruck? Hier geht's weiter zum ersten Teil unseres Interviews mit ihm.